Die sizilianische Verteidigung

1.e2-e4 c7-c5

Die Grundstellung der Sizilianischen Verteidigung. Schwarz sucht von Beginn an den offenen Kampf mit dieser asymmetrischen Aufstellung der Bauern im Zentrum. Sizilianisch ist die am häufigsten gespielte Eröffnung sowohl auf Großmeister- als auch auf Amateurebene. Sie gibt Schwarz sehr gute Chancen auf Gegenspiel. Eine wichtige Idee für Schwarz ist die Öffnung der c-Linie, die er für sein Gegenspiel nutzen möchte.

Sizilianisch selbst spielen

In den folgenden Diagrammen können Sie mit der Taste in die Grundstellung gelangen und von dort mit den Pfeiltasten und die Eröffnungszüge vor und zurück spielen.

Tippen Sie nachfolgend auf die Titel der Eröffnungen, um detailliertere Informationen zu erhalten.

Hauptvariante: 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3

1. e2–e4 c7-c5 2. Sg1-f3

Damit wird der „offene Sizilianer“ eingeleitet. Weiß entwickelt den Springer und bereitet d2-d4 mit Öffnung des Zentrums vor. Schwarz hat jetzt drei Hauptzüge, die wiederum zu verschiedenen Systemen führen.

2...d7-d6 Das ist der häufigste Zug, mit dem Schwarz Raum schafft und die Entwicklung des Springers nach f6 vorbereitet.

3. d2-d4 Weiß setzt seinen Plan fort.

3...cxd4 Schwarz schlägt den zentrale Bauern und öffnet die c-Linie, die er später für sein Gegenspiel nutzen möchte.

4. Sxd4 Weiß schlägt mit dem Springer und stellt ihn aktiv auf ein zentrales Feld auf.

4...Sg8-f6 Schwarz entwickelt den Springer und greift den Bauern e4 an.

5. Sb1-c3 Weiß entwickelt den Springer und deckt den Bauern auf e4. Ab hier gabelt sich das Spiel in verschiedene Systeme.

Systeme mit 2...d6

Najdorf-Variante: 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 a6

Die Grundstellung der Najdorf-Variante, eine der am häufigsten gespielten Varianten des Schachspiels. Der 13. Schachweltmeister der Schachgeschichte, Garri Kasparow, war ihr größter Vorreiter. Schwarz plant eine Expansion am Damenflügel mit b7-b5, um auf diesem Flügel schnell Gegenspiel zu erlangen. Weiß hat eine Reihe von Fortsetzungen, um darauf zu reagieren. Beliebt sind die Fortsetzungen 6. Lc1-e3 oder 6. Lc1-g5 mit der Idee lang zu rochieren oder 6. Le2 mit der Idee kurz zu rochieren.

Klassischer Sizilianer: 1. e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 Nc6

Schwarz entwickelt den zweiten Springer und attackiert den Springer auf d4. Das ist ein soliderer Aufbau als z.B. die Najdorf-Variante. Die beliebteste Fortsetzung für Weiß ist jetzt mit Abstand der Zug 6. Lg5 mit der Idee lang zu rochieren.

Drachenvariante: 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 g6

Damit bereitet Schwarz das Fianchetto des schwarzfeldrigen Läufers nach g7 und die kurze Rochade vor. Weiß baut sich jetzt am häufigsten nach dem Muster Lc1-e3, f2-f3, Dd1-d2 und lange Rochade auf, um am Königsflügel anzugreifen. Schwarz dagegen greift am Damenflügel an, so dass ein interessanter taktischer Kampf bevorsteht.

Scheveninger-Variante: 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e6

Das ist ein flexibler Aufbau für Schwarz, der offen lässt, ob er am Damenflügel oder Zentrum aktiv wird. Gleichzeitig wird die schnelle Entwicklung des schwarzfeldrigen Läufers und die kurze Rochade angestrebt. Weiß kann jetzt aggressiv mit 6. g2-g4, dem sogenannten Keres-Angriff, vorgehen oder mit 6. Lf1-e2 nebst kurzer Rochade die Entwicklung vorantreiben.

Richter-Rauser-Angriff: 1.e4 c5 2.Nf3 d6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 Nc6 6.Bg5

Die härteste Herausforderung für den klassischen Aufbau mit 5... Sc6: Weiss will schnell lang rochieren, am Königsflügel angreifen oder Druck in der halboffenen d-Linie machen. Weiss schlägt auch gerne mit Lg5xf6, um Schwarz nach g7xf6 einen schwächenden Doppelbauern zu verpassen.

Systeme mit 2...e6

Taimanov-Variante: 1.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nc6 5.Nc3 Qc7

1. e2–e4 c7-c5 2. Sg1-f3 e7-e6 Der hauptsächliche Unterschied zu 2...d7-d6 ist, dass hier die Diagonale für den Läufer auf f8 geöffnet wird, wodurch Schwarz in vielen Varianten die Möglichkeit erhält einen auf c3 aufgestellten Springer zu fesseln.

3. d2-d4 cxd4 4. Sxd4 Sb8-c6 5. Sb1-c3 Dd8-c7

Das ist ein flexibler Aufbau, der zurückgeht auf Mark Taimanow, einem ehemaligen russischen Weltklassespieler. Schwarz setzt häufig mit einer Expansion am Damenflügel fort oder er tauscht auf d4 die Springer und lässt den anderen Springer nach c6 folgen. Der häufigste weiße Aufbau lautet jetzt, wie in vielen anderen Eröffnungssystemen, 6. Lc1-e3, Dd1-d2 nebst langer Rochade.

Paulsen-Variante: 1.e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 a6

Die Grundstellung der Paulsen-Variante. Das ist ein abwartender Aufbau, der Weiß freie Hand lässt. Er kann die Entwicklung des Königsflügels mit 5. Lf1-d3 vorantreiben oder mit c2-c4 Raum im Zentrum erobern.

Sizilianisches Vierspringerspiel: 1. e4 c5 2.Nf3 e6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 Nc6

Bei dieser Aufstellung wählt Schwarz einen Aufbau mit beiden Springern und dem Bauernzug e7-e6. Lässt es Weiß zu, setzt er mit ...Lb4 und der Fesselung des Springers auf c3 fort. Weiß kann versuchen mit 6. Sdb5 die Schwäche des Feldes d6 auszunutzen oder mit dem Tausch der Springer auf c6 nebst 7. e4-e5 aggressiv zu Werke gehen.

Systeme mit 2...Sc6

Sweschnikow-Variante: 1.e3 c5 2.Nfc Nc6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e5

Die Grundstellung der Sweschnikow-Variante. Schwarz attackiert den Springer auf d4, lässt aber eine Schwächung des Feldes d5 zu, das Weiß in der Folge nutzen kann, um dort einen Springer aufzustellen. Im Prinzip sind die folgenden Züge forciert und es geht wie folgt weiter.

6. Sd4-b5 Weiß möchte die Schwäche d6 ausnutzen und ein am liebsten ein Schach geben.

6...d7-d6 Schwarz verhindert das Schach auf d6.

7. Lc1-g5 Weiß entwickelt den schwarzfeldrigen Läufer und fesselt den Springer auf f6.

7...a7-a6 Schwarz vertreibt den Springer von b5.

8. Sb5-a3 Der Springer zieht sich zurück.

8...b7-b5 Ohne diesen Zug ist die Variante für Schwarz nicht besonders attraktiv. Durch diesen Bauernzug sichert sich Schwarz Gegenspiel. Es droht b5-b4 mit einer Bauerngabel auf die weißen Springer. Jetzt hat Weiß die Wahl. Entweder er tauscht zuerst auf f6 und stellt den Springer nach d5 oder er stellt seinen Springer sofort nach d5. Später lässt er häufig c2-c3 folgen mit der Idee den schlecht postierten Springer auf a3 wieder ins Zentrum zu überführen. Schwarz versucht früher oder später durch den Vorstoß eines f-Bauern Gegenspiel im Zentrum zu erzielen.

Beschleunigte Drachenvariante: 1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3.d4 cxd4 4.Nxd4 g6

Mit seinem letzten Zug bereitet Schwarz das Fianchetto des Läufers nach g7 und dem Angriff auf den Springer d4 vor. Weiß kann jetzt mit c2-c4 Raum im Zentrum erobern oder seine Entwicklung mit Sb1-c3 fortsetzen.

Rossolimo-Variante: 1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3.Bb5

Anstatt 3. d2-d4 mit Öffnung des Zentrums kann Weiß auch eine geschlossene Struktur anstreben. In diesem Sinne ist die Entwicklung des weißfeldrigen Läufers nach b5 sehr beliebt, insbesondere wenn Schwarz schon seinen Springer nach c6 entwickelt hat. Streng genommen gehört die Rossolimo-Variante nicht zum „offenen Sizilianer“. Eine Idee für Weiß ist den Läufer gegen den Springer auf c6 zu tauschen und damit die Bauernstruktur von Schwarz zu verschlechtern. Schwarz verfügt über eine Reihe von Möglichkeiten. Er kann g7-g6 mit dem Fianchetto des schwarzfeldrigen Läufers folgen lassen, er kann e7-e6 mit der Idee Sg8-e7 spielen oder auch d7-d6 mit der Idee Lc8-d7. Weiß kann immer rochieren oder auf c6 tauschen. Das ist Geschmackssache.

Geschlossener Sizilianer: 1. e4 c5 2.Nc3 Nc6 3.g3 g6

1. e2–e4 c7-c5 2. Sb1-c3

Wenn Weiß nicht die Stellung öffnen möchte zu Beginn der Partie, kann er zu der Entwicklung des Springers nach c3 greifen und schauen, wie Schwarz reagiert, bevor er seine Pläne offenlegt.

2...Sb8-c6 Der Hauptzug. Schwarz entwickelt ebenfalls eine Figur.

3. g2-g3 Das führt zum „Geschlossenen Sizilianer“. Weiß strebt das Fianchetto des weißfeldrigen Läufers nebst Entwicklung des anderen Springers und die kurze Rochade an.

3...g7-g6 Schwarz „spiegelt“ die weiße Strategie. Das ist der mit Abstand häufigste Plan. Beide Seiten werden jetzt mit der Entwicklung ihres Königsflügels fortsetzen und kurz rochieren.

Alapin-Variante: 1.e4 c5 2.c3

Weiss bricht radikal mit den vertrauten sizilianischen Bauernstrukturen. Der Bauernzug 2.c3 ist ein bisschen lahm, doch ein nachhaltiger Plan: Nach späterem d2-d4 will Weiss mit diesem c-Bauern zurückschlagen und ein Vollzentrum bewahren. Für schwarze Sizilianer ein unvertrautes Fahrwasser, daher eine geschickte und populäre Nebenvariante.